Communication is key,
also in traffic.
Menschliche Verkehrsteilnehmende kommunizieren durch eine Vielzahl expliziter und impliziter Signale, wie Handzeichen oder Fahrdynamik, miteinander, um unklare Situationen zu klären und die Verkehrssicherheit zu fördern. Mit der Einführung von automatisierten Fahrzeugen in den Straßenverkehr wird der Ersatz dieser Kommunikationsstrukturen unerlässlich.
Awareness-Centered Design ermöglicht es Designern und Designerinnen in der Automobilindustrie, diese Kommunikationsfähigkeit auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse zu gestalten. Dazu wurden Gestaltungsprinzipien definiert, die Erkenntnisse aus verschiedenen Wissenschaftsbereichen vereinen. Eingebunden in einen problemorientierten und iterativen Designprozess werden die Prinzipien durch das Awareness-Centered Design Kit in neuen Produkten und Systemen zum Leben erweckt.
Dieses Projekt entstand in Kooperation mit Mercedes-Benz.
Gestaltung der autonomen Kommunikation, Karte für Karte
Das Awareness-Centered Design Kit basiert auf einem problemorientierten Designprozess und bündelt die Forschungsergebnisse dieser Arbeit in einem Schritt-für-Schritt-Prozess.
Das Design Kit besteht aus zwei Komponenten, die den problemorientierten Designprozess aufbauen: dem Design Board und den Prozesskarten, die sowohl in digitaler Form als auch in gedruckter Form erhältlich sind.
Die Prozesskarten sind in drei Kartenkategorien unterteilt, die in verschiedenen Phasen des Prozesses verwendet werden: die Grundsatzkarten, die Challenge-Karten und die Testing-Karten. Zu Beginn des Prozesses werden diese Kartendecks auf die jeweiligen Kartenstationen gelegt.
Das Herz des Awareness-Centered Design: Die Grundsatzkarten [2][3][4][5][6][7]
Die Grundsätze
Die Grundsatzkarten repräsentieren die Grundsätze des Awareness-Centered Design, die das Hauptergebnis dieser Arbeit sind. Die Karten unterscheiden sich durch ihre Farbgebung von einer Kategorie zur anderen. Aufgeteilt in die Forschungsbereiche Psychologie, Inklusion, Technologie und Design, leiten die Designgrundsätze den Designer an, ohne die kreative Freiheit einzuschränken.
Die Challenges
Die Challenge-Karten stellen zusätzliche Herausforderungen dar, die sich direkt aus den Forschungsergebnissen im Bereich der Außenkommunikation ergeben. Im Rahmen dieser Arbeit wurden zusätzlich zu den aus den gesammelten Erkenntnissen abgeleiteten Designgrundsätzen für jede Kategorie eine Design-Challenge definiert.
Dein provokativer Copilot: Die Challenge-Karten [2][8]
Lass es tatsächlich funktionieren: Die Testing-Karten [2][9][10][11][12][13]
Die Testings
Keine Lösung bleibt ungetestet. Als letzte Kartenkategorie sichert die Verwendung von Testing-Karten die Funktionalität der entwickelten Designs durch die Einführung von Nutzertests. Diese können in kleinem Rahmen durchgeführt werden und testen die Konzepte auf Effektivität und Verständlichkeit. Die beschreibende Seite der Karte wird erst nach Durchführung eines Tests offengelegt.
Nachdem die Karten in die jeweilige Kartenstation gelegt wurden, kann der Prozess beginnen.
Der Prozess beginnt mit der Definition des Problembereichs in der Mitte des Kits. Der Problembereich ist in ein Problem Statement und ein Mission Statement unterteilt. Das Problem Statement beschreibt präzise den Kontext und die Herausforderungen bei der Entwicklung der Außenkommunikation in dem laufenden Sprint. Das Mission Statement beschreibt den Anwendungsfall, für den die Lösung entwickelt wird.
Die ersten drei Subspaces, Psychologie, Inklusion und Design, befinden sich auf einem zweiten Board, das über dem Hauptboard platziert werden muss. Sie bilden den Startpunkt des iterativen Prozesses. Auf der rechten Seite, neben den Subspaces, befindet sich die Uncertainty Station. Der Prozess beginnt immer mit den Grundsatzkarten. Die erste Grundsatzkarte des Subspaces, an dem der/die Designer/in gerade arbeitet, wird vom Stapel genommen und in die Uncertainty Station gelegt.
Sobald eine Lösung für die zuvor gewählte Karte entwickelt wurde, wird die Karte von der Uncertainty Station in die Certainty Station des jeweiligen Subspaces verschoben. Dieser Vorgang wird so lange wiederholt, bis keine Grundsatzkarten mehr für den Subspace verfügbar sind. Dann wird der Vorgang mit den Challenge-Karten wiederholt, bis auch sie sich in der Certainty Station befinden.
Die im Subspace entwickelte Lösung wird nun als Komponente im Component Space des Hauptboards beschrieben. Sobald die neue Komponente definiert ist, wird eine Testing-Karte in den Component Space gelegt.
Sobald alle Komponenten für alle Subspaces definiert und getestet worden sind, werden sie in den Solution Space übertragen.
Im Solution Space fordern sich die neu entwickelten Komponenten durch die ihnen zugrundeliegenden Prinzipien auf natürliche Weise gegenseitig heraus. Die endgültige Lösung für die Außenkommunikation ergibt sich aus diesem Design Sprint.
Technologie ist der Weg, nicht das Ziel
Im Awareness-Centered Design Kit löst nicht die Technologie das Problem. Die entwickelte Lösung wird nun mit Hilfe der abschließenden Grundsatz- und Challenge-Karten auf die erforderliche Technologie hin überprüft. Wenn der Technologie-Space erfolgreich bearbeitet wurde, wird die Gesamtlösung in einem abschließenden Test evaluiert.
Challenging
the Design Kit
Nichts bleibt ungetestet, richtig? Um das Awareness-Centered Design Kit zu evaluieren, wurde mit Hilfe des neuen Designprozesses ein Konzept entwickelt:
Ein Blick in die Zukunft: AURA [14][15]
AURA
AURA, kurz für Awareness-Utilizing Road User Assistant, stellt das erste externe Kommunikationskonzept vor, das vollständig auf der Grundlage des Awareness-Centered Design Kit entwickelt wurde.
Mit dem Fokus auf die Kommunikation mit Fußgängern und Fußgängerinnen präsentiert es ein innovatives Kommunikationskonzept, das implizite Signale explizit wahrnehmbar macht. AURA ermöglicht es Verkehrsteilnehmenden, unabhängig von ihrem Fortbewegungsmittel, einen Blick in die Zukunft des autonomen Fahrzeugs zu werfen, das sie in diesem Moment beobachten. Mithilfe der Fahrdynamikanzeige kommuniziert das System Brems- und Beschleunigungsvorgänge, bevor sie stattfinden. Damit sollen andere Verkehrsteilnehmer darüber informiert werden, was sie erwarten können, damit sie die Situation immer im Blick behalten.
Darüber hinaus kommuniziert AURA Pulse die Absicht, anzuhalten, visuell. Die Marker Lights verändern dynamisch ihre Position auf den A- und C-Säulen, während sie die Windschutzscheibe in einem pulsierenden Rhythmus beleuchten. Um den Kontrast zu erhöhen und Verwechslungen zwischen Insassen und Verkehrsteilnehmern zu vermeiden, verdunkelt sich die Windschutzscheibe beim Anhalten.
Mit AURA Direct wird die Eindeutigkeit der Kommunikation weiter verbessert. Während der Vorfahrt eines Fußgängers oder einer Fußgängerin kommuniziert AURA mit Hilfe von gezielten Audiospots direkt mit dieser Person. Es vermittelt die Absicht verbal in zwei sich abwechselnden Sprachen. Die Botschaft „Ich halte an, vor mir ist es frei“ ist auf Inklusion ausgelegt und vermittelt die Absicht des Fahrzeugs und die Situation vor ihm. Sobald der Fußgänger oder die Fußgängerin das Audio-Spotlight von AURA Direct verlässt, kann er/sie seine/ihre Umgebung wieder in vollem Umfang wahrnehmen. Keine weitere Ablenkung für Menschen, die mit der Umgebung arbeiten müssen.
- Bildquellen
- [1] Aufgerolltes Poster Mock-Up, in Anlehnung an graphiccrew. (o. D.). Aufgerollt und geöffnet A4 Flyer Mockup. Envato Elements. https://elements.envato.com/de/rolled-up-and-opened-a4-flyers-mockup-HAGYCK4
[2] Tarotkarten-Mock-Up, L5Design. (o. D.). Tarotkarten-Mock-up. Envato Elements. https://elements.envato.com/de/tarot-card-mock-up-MV8DZ3
[3] What did you say? Icon, in Anlehung a Mercedes-Benz AG. (o. D.-a). Car new. Persönliche Kommunikation.
[4] I am my own boss Icon, Mercedes-Benz AG. (o. D.-b). Integrity. Persönliche Kommunikation.
[5] Seeing is believing Icon, Mercedes-Benz AG. (o. D.-c). Eye. Persönliche Kommunikation.
[6] Hear me out Icon, Freepik. (2018, 11. Juli). Ear Icon - 1005582. Flaticon. https://www.flaticon.com/free-icon/ear_1005582?term=ear&page=1&position=2&origin=search&related_id=1005582
[7] Knock, knock! Who‘s there? Icon, Basah, T. (2023, 24. April). Paint Bucket icon - 10504191. Flaticon. https://www.flaticon.com/free-icon/paint-bucket_10504191?term=color&page=1&position=13&origin=search&related_id=10504191
[8] Challenge me! Icon, Freepik. (2019a, 16. Januar). Collaboration icon - 1441147. Flaticon. https://www.flaticon.com/free-icon/collaboration_1441147?term=arm+wrestling&page=1&position=10&origin=search&related_id=1441147
[9] Don‘t trust your intuition Icon, in Anlehnung an the best icon. (2023, 17. November). Strategic Icon - 12992732. Flaticon. https://www.flaticon.com/free-icon/strategic_12992732?term=intuition&page=1&position=42&origin=search&related_id=12992732
[10] Break it before it breaks you Icon Freepik. (2023, 12. Mai). Disruption icon - 10794421. Flaticon. https://www.flaticon.com/free-icon/disruption_10794421?related_id=10794421
[11] Nothing about us without us Icon, Freepik. (2019b, Februar 6). Cohesion icon - 1534384. Flaticon. https://www.flaticon.com/free-icon/cohesion_1534384?term=inclusion&page=1&position=31&origin=search&related_id=1534384
[12] Remember the 3 D‘s: Dest dhis design Icon, juicy_fish. (2021, 8. März). AB Testing icon - 4333384. Flaticon. https://www.flaticon.com/free-icon/ab-testing_4333384?term=ab+test&related_id=4333384
[13] One test to proof them all Icon, Freepik. (2019c, Februar 18). Packing List icon - 1585140. Flaticon. https://www.flaticon.com/free-icon/packing-list_1585140?term=proof&page=1&position=62&origin=search&related_id=1585140
[14] Stuttgart, Mercedes-Benz AG (o.D.-b). Stuttgart 3D-Modell. Persönliche Kommunikation.
[15] EQS, Mercedes-Benz AG (o.D.-a). EQS 3D-Modell. Persönliche Kommunikation.
[16] NumikPopulate. (2020). People Woman Marina 1276 Winter Coat Walking Low poly. https://www.turbosquid.com/3d-models/3d-model-people-corona-character-1574786